7 Wochen Europa-Schule Kairo


Ägypten: Das Land der Pyramiden, Pharaonen, Wüste und des Nils. Ein Land welches, wie zur Zeit auch das ein oder andere arabischsprachige Land schnell mit politischen Unruhen und Gefahren verbunden wird. Ein Land, bei dem man als deutsche Frau, die kein arabisch spricht und keine Muslima ist, schnell Dinge wie „Du bist ja verrückt!“, „Das ist doch total gefährlich!“, „Als Frau alleine nach Ägypten? Ohje…“ zu hören bekommt. Also ein Land, das mich reizte, den Zweiflern und Bangenden genau das Gegenteil zu beweisen.
 
 
7 Wochen habe ich im Rahmen meiner zweiten Schulpraktischen Studien in Kairo verbracht. 7 Wochen mit vielen bunten, lustigen, warmherzigen, wunderschönen Eindrücken und keiner einzigen gefährlichen, komischen oder unangenehmen Begegnung. Kairo hat mich mit offenen Armen und einer enormen Gastfreundschaft empfangen. Und, wie sollte es auch anders sein, tat es die Europa-Schule Kairo genauso. Als Begegnungsschule sind knapp 95% der Kinder Ägypter mit Eltern, die in der deutschen Schulbildung die Chance sehen, ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können. Neben einer Vielzahl deutscher Lehrkräfte arbeiten auch arabische Lehrkräfte an der Schule, die Fächer wie Arabisch, Religion und Civics – „ägyptische Sachkunde – unterrichten. Schon vom ersten Tag an merkt man hier, dass Zusammenarbeit und der ständige Austausch über Unterricht und Schülerinnen und Schüler das A und O ist. Taucht ein Problem mit einem Schüler in der Klasse auf, wird sich untereinander beraten, sei es kurz in der Pause, bei Elterngesprächen, der Schulsozialarbeiterin oder auch in der Gruppe der Professionellen Fallberatung an der Schule. Es ist ein recht junges Kollegium, dem man anmerkt, dass es Spaß an der Arbeit hat und den Unterricht versucht spielerisch und kreativ zu gestalten.
 
Einziges Manko: Die Schule beginnt schon um 7:30 Uhr in der Früh und der Schulweg kann nur mit Auto oder Schulbus angetreten werden…eine Stunde Fahrt muss da schon eingeplant werden, um als Lehrerin vor den Schülerinnen und Schülern zur ersten Stunde zu erscheinen. Der ein oder andere Gähner ist da vorprogrammiert. Dafür entgeht man der brühenden Mittagshitze, die auch Anfang Oktober noch über die 30°C steigt.
 
Gleich schon zu Beginn werde ich direkt in den Unterricht mit eingebunden. In einer Klasse mache ich im Geographieunterricht sogar direkt Team Teaching mit. Mein Arbeitskollege hat die Ansicht, dass auch er dadurch nur profitiert und neue Methoden und Inhalte aus der Universität kennenlernen kann. Auch in Kunst läuft es nicht anders: meine Ideen werden mit Interesse aufgenommen und das ein oder andere Element in den Unterricht integriert. Von dem typischen „Einzelkämpfer“ vor dem man so viel gewarnt wird ist hier kaum etwas zu spüren.
Genauso viel Spaß macht es hier, die Klassen zu unterrichten. Es stellt nochmal eine besondere Herausforderung dar, den Unterricht so zu konzipieren, dass auch Nichtmuttersprachler die Inhalte nachvollziehen können. Eine Vokabelliste, die in jeder Stunde um ein paar Fremdwörter aus dem Deutschen ergänzt wird, ist in jedem Fach üblich.
 
 
Das fordert einen als Lehrkraft zwar, ist aber eine super Übung, um Differenzierung in die Stunden mit einzuplanen.
 
Und nicht nur für die Vermittlung von Inhalten ist das Unterrichten an einer Begegnungsschule im Ausland wertvoll. Ich habe mich immer als einen weltoffenen Menschen angesehen, der andere Kulturen und Traditionen mit Respekt und Toleranz gegenübertritt. Aber erst durch meine Erfahrungen hier habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, auch das Wissen über andere Kulturen und Traditionen zu verfügen. Denn erst so habe ich gelernt, dass auch Respekt und Toleranz unterschiedlich verstanden und gelebt werden und Schülerinnen und Schüler auch selbst erst auf diesem Weg Respekt und Toleranz entwickeln und kennenlernen können.
 
Wer also ein Praktikum im „gefährlichen“ Kairo machen möchte, sollte auf jeden Fall die Europa-Schule Kairo in Betracht ziehen. Sie wird euch mit Sicherheit überfallen: mit offenen Armen und tollen Erfahrungen.

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